[Elfte] HaFI-Residentin: Anna Marziano

 

Ab jetzt und für die nächsten drei Monate ist die Filmemacherin Anna Marziano Gast der Harun Farocki Residency, die 2023 dank des deutsch-französischen Kulturinstituts Kultur Ensemble Palermo (kuratiert vom Goethe-Institut und Institut français) realisiert/eingeweiht wurde.

Am 8. Dezember wird die Filmemacherin im silent green einige Überlegungen und Bilder ihres neuen Filmprojekts Schiuma di mondi (Schaum der Welten) vorstellen, das Anfang des Jahres von einer Jury, bestehend aus Carlo Chatrian, Cyril Neyrat, Clio Nicastro und Heidi Sciacchitano, im Rahmen einer offenen Ausschreibung zu unserem Forschungsthema „Terms and Conditions“ ausgewählt wurde.

„In den vergangenen drei Jahren habe ich mich mit politischer Ökologie beschäftigt und mich besonders für ihre juristische Dimension interessiert. Mit juristischer Dimension meine ich sowohl die Klimagerechtigkeitsprozesse (Urgenda-Fall in Holland, Giudizio universale in Italien, L’affaire du siècle in Frankreich…) als auch die juristischen Kämpfe, die von verschiedenen Vereinigungen auf der ganzen Welt geführt werden, um Natur-Elemente als Subjekte mit eigenem Rechtsstatus anzuerkennen (z.B. die Anerkennung der Rechte des Whanganui River in Neuseeland). Warum ist diese juristische Wende für unsere Zeit interessant? Eben weil sie sich gegen die Verrechtlichung der Wirklichkeit und die unpolitische Verwaltung der Gesellschaften wendet, indem sie auf der gleichen Ebene operiert, auf der auch das kapitalistische System funktioniert: der rechtlichen. Auf diese Weise wird jede Gemeinschaft ermutigt, Gesten des Widerstands gegen die hinterhältige Verrechtlichung der Realität zu praktizieren, indem sie die Neuerfindung institutioneller und rechtlicher Kategorien unterstützt, die von ihren neuen Sensibilitäten geprägt sind“. – A. M.

Anna Marzianos aktuelles Projekt dreht sich um die Sammlung von visuellem Rohmaterial im Raum Berlin (Deutschland) und Venedig (Italien) für ihren neuen Film Schiuma di mondi (Weltenschaum), eine Arbeit, die mit der fiktionalen Form und der Komposition heterogener Materialien experimentiert, wie z.B. digitale Beobachtungssequenzen; direkte Intervention auf 16mm-Film; Sammlung von Bildern, die für nicht-kinematografische Zwecke produziert wurden, z.B. technische 3D-Modellierung. Schiuma di mondi zielt darauf ab, die kritische Reflexion über die Medienproduktion mit der Utopie eines unmittelbaren sensorischen Kontakts zwischen den filmischen Atmosphären und den Wahrnehmungsströmen der Betrachter*innen zu verbinden.

Anna Marziano wuchs in Italien auf. Ihre Filme befragen die laufenden Veränderungen von Subjekten, Gemeinschaften und Umgebungen. Neben ihrem Studium der Politikwissenschaften und Philosophie hat Anna Marziano in Frankreich an den Ateliers Varan (Paris) und Le Fresnoy Studio National (Tourcoing) Film studiert. Seit 2009 produziert sie eine Reihe von Filmen, die sich mit der Form des Dokumentarfilms, des Essays und der kollaborativen Praxis beschäftigen. Ihre Arbeiten werden auf Festivals und in Kunsträumen auf der ganzen Welt gezeigt, wie z.B. TIFF Wavelengths, Cinéma du Réel, IFFR Rotterdam, Experimenta Bangalore, National Gallery of Art Washington DC, und wurden vom Goethe-Institut / Max Mueller Bhavan und dem Berliner Senat unterstützt. Ihre künstlerischen Aktivitäten umfassen auch das Schreiben und Unterrichten. Sie lebt derzeit in Catania.

www.annamarziano.com

Die Harun Farocki Residency ist eine Initiative vom Kultur Ensemble Palermo – Goethe-Institut Palermo, Institut français Palermo – und Harun Farocki Institut Berlin.

 

17.09.2024 — 2024