Juni 2020: Was ist ZITTY? (#36)
Vor gut zehn Tagen, am 19. Juni, wurde bekannt, dass die Berliner Stadtzeitschrift ZITTY ihr Erscheinen einstellt. ZITTY gab es seit 1977, die Vorgängerzeitschrift hieß HOBO.
ZITTY und tip waren für Farocki in den 1970er und 1980er Jahren Indizien für die „Taylorisierung der Freizeit“ und eine „neue Kulturindustrie“, die nach der Hochkultur nun die Ausläufer der Gegenkultur mit Programmhinweisen versorgt. Neben dem bürgerlichen Feuilleton und den akademischen Sprechweisen der Universitäten stellten sie einen der Hauptgegner für Farockis Denken und Schreiben in dieser Zeit dar.
Seine Polemik „Die allseits gesuchte andere Stellung zum anderen“ erschien 1986 in der Zeitschrift Les Choses. Berliner Hefte zur Architektur. Farocki nimmt sich Dietmar Kampers Text „Berlin und die Kalifornisierung der Welt“ vor, der in Ausgabe 23/85 der ZITTY erschienen war und macht ihn zum Gegenstand einer kleinteiligen Stil- und Ideologiekritik.
Der Text ist durchgehend zweispaltig gesetzt. Rechts zitiert Farocki Kampers Text, links pflückt er ihn, geschult an Uwe Nettelbeck, auseinander. In diesem Zusammenhang steht auch die oben abgedruckte knappe Charakterisierung der ZITTY.
Der Text wird in Band 5 der Schriftenausgabe (Texte 1986–2000) erneut veröffentlicht, der von Tom Holert herausgegeben wird und zurzeit in Arbeit ist.
Harun Farocki: „Die allseits gesuchte andere Stellung zum anderen“, in: Les Choses. Berliner Hefte zur Architektur, 2 (Juni 1986), S. 38-46.
30.06.2020 — Archiv / Schaufenster