November 2019: Cinématon / Portrait de groupe (#29)
Am 7. Februar 1978 drehte Gérard Courant seinen ersten CINÉMATON. CINÉMATONS sind stumme Porträts auf Super-8 im Stil von Andy Warhols Screen Tests. Das Projekt läuft immer noch, inzwischen gibt es über 3000 solcher Porträts mit einer Gesamtdauer von mehr als 200 Stunden. Parallel dazu dreht Courant Gruppenporträts nach dem gleichen Prinzip.
Am 6. Juli 1988 filmt Courant ein Gruppenporträt von Harun Farocki, Manfred Blank und dem Team von KINOSTADT PARIS.
Courant (2007): „Das Treffen fand am 6. Juli 1988 um 15.00 Uhr im Café Aubexal, 119 rue de la Roquette im 11. Arrondissement von Paris statt. Wir saßen auf der Terrasse des Cafés und meine Aufgabe war, durch Filmzeitschriften zu blättern. Um 16:25 Uhr, nach dem Dreh dieser Sequenz, hatte ich Harun, Manfred und das technische Team versammelt, um sie im Rahmen meiner Serie von Gruppenporträts zu filmen. Diese Serie ist gewissermaßen die filmische Version des Familienfotos, während Cinématon die Adaption des Passfotos ist. Die Teilnehmer werden in voller Länge für die Dauer einer Super-8 Rolle gefilmt, d.h. 3 Minuten und 20 Sekunden. Dies war das 85. Porträt der Serie (von heute 235) und trägt den Titel ‚En tournage avec Manfred Blank et Harun Farocki‘. Neben den beiden Filmemachern und mir sind Helmut Handschel, Thomas Schwadorf, Wilhem Welling und Ursula Langmann die weiteren Teilnehmer dieses Gruppenporträts.“
Kurz darauf entsteht auch ein CINÉMATON von Farocki:
Courant: „Ein paar Tage später traf ich Harun Farocki für die Dreharbeiten zu seinem Cinématon. Es war Dienstag, der 12. Juli 1988. Wir hatten uns in meinem Büro in der 31 rue Gazan, im 14. Arrondissement, am Rande des Montsouris Parks verabredet. Aber dann zogen wir es vor, dieses Cinématon ein paar hundert Meter entfernt, auf der anderen Seite des Boulevard des Maréchaux, im Park der Cité Universitaire zu drehen, der viel weniger frequentiert ist als der Parc Montsouris. Es ist der ideale Ort, wenn Sie nach Ruhe suchen, die für die Aufnahme eines Cinématon unerlässlich ist.
Eine der ungeschriebenen Regeln des CINÉMATON lautet, das Gesicht in Nahaufnahme zu filmen, aber es ist nicht festgelegt, ob der Kopf aufrecht stehen soll! Harun Farocki nutzte diese Unklarheit der Regel und entschied sich, einen Kopfstand zu machen und seinen Kopf verkehrt herum filmen zu lassen! Es war (diese Information steht immer im Abspann angegeben!) genau 14:15 Uhr.“
Auf Courants Website sind noch einige weitere Erinnerungen an den Dreh nachzulesen.
30.11.2019 — Archiv / Schaufenster