[Erster] HaFI-Resident: Kevin B. Lee
Ab Mitte Dezember 2016 wird Kevin B. Leeder erste Gast der Harun Farocki Residency sein. Kevin B. Lee(*1975) gehört zu den bekanntesten und produktivsten unter den Protagonisten des Feldes, das bisweilen als „Videographic Film Studies“, aber auch allgemeiner als Genre des „Video Essay“ bezeichnet wird.
In den letzten zehn Jahren hat Lee mehr als 300 kurze, analytische Videos produziert, in denen Film über Film nachdenkt, Bilder und Töne andere Bilder und Töne kommentieren, analysieren und kritisieren. Dabei gehört er zu den wenigen, die auch die Geschichte dieser Form kennen und mit den Vorläufern des Genres wie Harun Farocki oder Helmut Färber vertraut sind. In Interface 2.0. (2012) erweitert Lee Farockis wechselseitige Reflexion von Film und Video (Schnittstelle / Interface) um das digitale Interface von Final Cut und denkt darüber nach, wie sich Bild und Wort unter den geänderten Bedingungen zueinander verhalten.
Im Rahmen zweier Master-Programme an der School of the Art Institute (Chicago) hat Lee sich seit 2013 neben dem im engeren Sinne filmkritischen Rahmen ein weiteres Feld erschlossen. Ein vielbeachtetes Ergebnis dieser Arbeit ist Transformers. The Premake, ein 24-minütiges Netz-Video, das eine Fülle von aus online verfügbarem Material (Fan Videos, Wikipedia-Einträge, Tweets etc.) als „desktop documentary“ arrangiert und zwei Wochen vor der Premiere von Michael Bays Film eine kritische Produktionsgeschichte des Films erzählt.
Hier wie in seinen übrigen Arbeiten zeigt Lee neben der technischen Versiertheit und erstaunlichen Produktivität ein Bewusstsein für die Zirkulationsformen, die Ökonomie und Politik jeder (auch der eigenen) Bildproduktion.
Die Harun Farocki Residency wird durch das Goethe-Institut ermöglicht.
30.11.2016 — Residency / 2016